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Verdi Requiem

Giuseppe Verdi, Messa da Requiem
(auf Einladung des Akademischen Orchesters Freiburg)

Am 01. Juli 2017, 20 Uhr, erwartet das Freiburger Publikum ein außergewöhnliches Kooperationsprojekt: Das Akademisches Orchester Freiburg lädt den Freiburger Bachchor ein, zusammen mit Solisten unter der Leitung von Hannes Reich die "Messa da Requiem" von Giuseppe Verdi im Freiburger Konzerthaus aufzuführen. Für das Akademische Orchester ist dies das Abschlusskonzert mit Hannes Reich, der die Künstlerische Leitung des Orchesters abgeben wird.

Giuseppe Verdis Requiem bleibt in der Musikgeschichte ohne Vergleich. Diese Totenmesse wird zuweilen auch als "Verdis beste Oper" bezeichnet. Sie ist das Zeugnis eines Künstlers, der sich mit Eindringlichkeit und Direktheit die Wahrhaftigkeit der Menschendarstellung als oberstes Ziel setzte. Nicht jenseitige Transzendenz wollte der italienische Opernkomponist hier vermitteln, sondern emotionale Erschütterung mit der Bitte um Erlösung.

Am 22. Mai 1874 wurde die "Messa da Requiem" zum einjährigen Todestag des Schriftstellers Alessandro Manzoni, Identifikationsfigur des italienischen Risorgimento, in der Mailänder Kirche San Marco uraufgeführt. Mit Manzoni verband Verdi eine tiefe Geistesverwandtschaft. Dessen Roman "Die Verlobten" hatte ihn schon in jungen Jahren beeindruckt: Inmitten einer Gesellschaft, in der eine Hand die andere wäscht, einträgliche Posten unter Freunden vergeben werden, die Machthaber vor allem an der Wahrung ihrer Privilegien interessiert sind und das Volk jeglichen Glauben an Gesetze verloren hat, werden zwei keusche Geliebte getrennt und müssen einige Abenteuer überstehen bevor sie endlich mehr als nur Verlobte sein können. In diesem Roman wird das historische Panorama einer Zeit gezeichnet, die geprägt ist von Machtwillkür, Krieg und Pest, aber auch Solidarität und christlicher Nächstenliebe unter den Unterdrückten – 1630 genauso wie zur Zeit des Risorgimento 1874 oder auch heute.

Diesem entsprechend bleibt in Verdis Totenmesse für Manzoni der Tod ebenso allgegenwärtig wie sein Gegenteil, die Liebe als höchster Ausdruck des Lebens. Und so zeichnet Verdi im "Dies Irae" mit dramatischem Impetus und Kompromisslosigkeit die Schrecken des Jüngsten Gerichts, den Menschen in seinem existenziellen Konflikt zwischen Macht und Liebe, Treue und Verrat. Alle Emotionen werden durch menschliche Stimmen – dem Chor und die vier Solostimmen (Barbara Haveman, Hermine May, Giancarlo Monsalve, Duccio Dal Monte) - ausgedrückt.

Keimzelle des Requiems ist jedoch das errettende "Libera me", welches Verdi bereits sechs Jahre zuvor in einer Gemeinschaftskomposition mit zwölf bedeutenden Komponisten für ein Rossini-Requiem schrieb, ohne dass dieses zur Aufführung kommen konnte. Dieses "Libera me" - laut dem italienischen Komponisten Mazzucato, "das schönste, großartigste und bei weitem poetischste Musikstück, das man sich vorstellen kann" – wurde für Manzoni zu einer ganzen Totenmesse ausgearbeitet, die nun entgegen der liturgischen Konvention mit der inbrünstigen Bitte um Erlösung für die Lebenden endet und damit Hoffnung und Zuversicht zum Grundgestus des Werkes erklärt.